Die Kräuterheilkunde besitzt in China eine lange Tradition und ist mindestens genauso weit verbreitet wie die Akupunktur.

Die fernöstlichen Heilpflanzen können nach klassischer Syndromdiagnostik und umfangreichen Anwendungsvorschriften eingesetzt werden. Jeder Student der chinesischen Medizin hat sowohl Einzelkräuter als auch zahlreiche Rezepturen zu lernen. Jedes Kraut ist mit Geschmack, thermischer Wirkung, Organzugehörigkeit und spezieller Wirkung beschrieben.

Es gibt viele gute Gründe, westliche Kräuter nach den Kriterien der chinesischen Medizin anzuwenden. Unsere Tiere und wir haben einen stärkeren Bezug zu ihnen, sie sind uns vertraut. Sie wachsen in unseren Gärten und unserer Umgebung, sind leichter und deutlich preisgünstiger zu beziehen, als chinesische Kräuter. Beim Kauf chinesischer Kräuter sollte man sich ohnehin vergewissern, dass die Apotheke in ihren Qualitätsrichtlinien garantieren kann, dass die Kräuter nicht schadstoffbelastet sind.

Viele traditionelle Rezepturen aus China können durch westliche Kräuter substituiert werden. Bei manchen Wirkgruppen, wie zum Beispiel den bitter-kalten entzündungshemmenden Kräutern, können wir aus einem großen Fundus schöpfen, jedoch ist eine chinesische Pflanze, die das Yuan-Qi stimuliert, leider nicht so leicht zu ersetzen.

Chinesische Kräuter sind nicht zwangsweise wirkungsvoller als westliche Heilkräuter, nur fehlt uns die Erfahrung, die sich nach und nach wieder aufbaut, weil bedauerlicherweise umfangreiches Heilkräuter-Wissen seit dem späten Mittelalter in Europa der Zäsur zum Opfer fiel.

Ich möchte durch den Einsatz westlicher Heilkräuter im Sinne chinesischer Kräuterrezepturen meinen Erfolg bei den Akupunkturbehandlungen optimieren.